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G O S L A R S C H E Z E I T U N G ( G Z ) V O M 2 3 . 0 5 . 2 0 0 1 Artikel aus der Goslarschen Zeitung (GZ) vom 23. Mai 2001
Seinen 50. Geburtstag erlebte der BGS nicht
GOSLAR (-tge) Seinen 50. Geburtstag hat der Bundesgrenzschutz in Goslar nicht mehr erlebt. Zwei Jahre zuvor wurde er aufgelöst. Ganz untergehen wird das Datum, an dem die Goslarer Grenzschutzabteilung aus der Taufe gehoben wurde indes nicht. Die BGS-Kameradschaft Goslar und die Gemeinschaft der 51-er haben ein Programm zusammengestellt, in dessen Mittelpunkt der Festabend am Samstag im Tagungscentrum am Achtermann steht.
Der Bundesgrenzschutz und Goslar, das gehörte zusammen. Entsprechend groß waren die Proteste gegen die geplante Auflösung des Standortes im Zuge der BGS-Strukturreform, nachdem die innerdeutsche Grenze gefallen war. Warum ausgerechnet Goslar „seinen“ BGS verlieren sollte, vermochte so recht niemand nachvollziehen. Der BGS verließ 1999 endgültig die Kaiserstadt, würdevoll verabschiedet am 13. Oktober in einer abendlichen Veranstaltung auf dem Marktplatz.
Angefangen hatte alles am 9. Juli 1951 in – Holzminden. In der ehemaligen Pionierkaserne traten die ersten Grenzjäger, so die damalige Bezeichnung, der Grenzschutzabteilung (GSA) Nord II ihren Dienst an. Insgesamt zwei motorisierte Einheiten mit 1.200 Mann. Bald darauf schon verließen sie die Stadt an der Weser Richtung Harz, in ihren endgültigen Standort Goslar. Ihr Aufgabe: Überwachung der „Demarkationslinie zwischen der SBZ, der Sowjetische Besatzung-Zone und der Westzone. Hauptaufgabe des BGS, auch wenn sie nicht so personalintensiv war, blieb die Überwachung der innerdeutschen Grenze, der Demarkationslinie, wie sie anfangs hieß. Immer wieder kam es hier zu Zwischenfällen. So im Dezember 1965, als die DDR einen zum Bundesgebiet gehörenden Hohlweg nördlich von Hohegeiß beanspruchte und drohte, diesen Anspruch notfalls mit Waffengewalt durchzusetzen. Dass es dazu nicht kam, lag letztlich auch an der Nervenstärke des BGS, der an dem Weg Stellung bezogen hatte, bis die DDR-Grenztruppen sich still und heimlich aus dem Staub machten. Oder 1967, als DDR-Grenzer einem Flüchtling bis auf westdeutsches Gebiet folgten und ihn schließlich zurück holten. 18 Projektile fanden BGS-Leute anschließend diesseits der Grenze.
Goslarer BGS-Beamte waren im Laufe der Zeit im gesamten Bundesgebiet im Einsatz. Ob zur Verstärkung der bayrischen Polizei bei der Olympiade 1972. Im August 1975 halfen 50 BGS-Beamte aus Goslar bei den Löscharbeiten in der Südheide, wo riesige Waldflächen brannten. Einsätze in Brokdorf, Grohnde und Gorleben gehörten ebenso zum Tagesgeschehen wie die Unterstützung des Grenzschutzkommandos West 1977 nach der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hans-Martin Schleyer durch RAF-Terroristen. Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen
Die Wende für den BGS kam mit der Wende in der DDR, in deren Folge die EU-Außengrenze zu Polen und Tschechien in den Mittelpunkt rückte. Am 30. Juni 1991 setzte sich die letzte Streife der Grenzschutzabteilung West 2 entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze in Marsch. Danach gab es dieses Einsatzgebiet nicht mehr.
Dafür aber beispielsweise Fahrten nach Sachsen, um die dortige Polizei bei den Oberligaspielen FC Dynamo Dresden gegen FC Viktoria Frankfurt/Oder in Dresden oder FC Lok Leipzig gegen Dynamo Dresden zu unterstützen. Ab September 1991 folgten dann regelmäßige Einsätze im Bereich des Grenzschutzamtes Frankfurt/Oder und ab 1993 in Pirna. Die Aufgabe: Illegale Grenzübertritte zu verhindern.
Im Januar 1998 kam dann das endgültige Aus, das sich bis zum 31. Mai 2000 hinzog. An diesem Tag schloss Erster Hauptkommissar Dieter Freesemann als letzter Abteilungsführer die Unterkunft am Rammelsberg ab, zwei Tage später folgte die offizielle Übergabe an das Bundesvermögensamt. 48 Jahre BGS in Goslar waren Geschichte. Dass die nicht sang- und klanglos untergeht, ist ein Verdienst der 1998 gegründeten BGS-Kameradschaft Goslar und der Gemeinschaft der 51-er. Unter der Federführung von Wilhelm Kramer und Frank Tappe sowie Werner Linde und Ernst Kotscha haben sie das Programm zusammengestellt.
© Goslarsche Zeitung
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